Eigenheime in Corona-Pandemie zunehmend begehrt
In der Pandemie haben sich Wohnpräferenzen geändert, berichten Makler und Ökonomen. Viele Menschen legten mehr Wert auf größere Wohnflächen oder Platz im Freien.
Frankfurt, Düsseldorf Eigenheime in Deutschland haben sich in der Corona-Krise erheblich verteuert. Der starke Preisanstieg bei Ein- und Zweifamilienhäusern setze sich fort, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Hamburger Forschungsinstituts F+B. Demnach verteuerten sich Ein- und Zweifamilienhäuser im vierten Quartal 2020 im Schnitt um 8,2 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum.
Damit stiegen die Preise für Eigenheime noch stärker als die für Eigentumswohnungen (plus 5,3 Prozent). Diese Entwicklung hatte F+B schon im zweiten und dritten Quartal beobachtet. „Wir sind der Auffassung, dass die anhaltende Corona-Pandemie mit dem zweiten Lockdown seit Dezember hier einen nachhaltigen Nachfrageschub erzeugt hat“, sagte F+B-Chef Bernd Leutner zu den aktuellen Daten.
Binnen fünf Jahren – von Ende 2015 bis Ende 2020 – haben sich Ein- und Zweifamilienhäuser um fast 38 Prozent verteuert, zeigt die Analyse. Damit stiegen die Preise für Eigenheime in dem Zeitraum stärker als die für Eigentumswohnungen (plus 32 Prozent).
„Das ist total ungewöhnlich“, sagte Leutner. Denn langfristig zeigten Eigentumswohnungen, die auch bei Kapitalanlegern hoch im Kurs stehen, die größten Preiszuwächse. „Umso bedeutsamer ist die Trendumkehr“, sagte Leutner. Die Nachfrage nach Eigenheimen sei schon vor Corona-Krise stark gewesen, nun habe sich sie sich noch verstärkt.
In der Pandemie haben sich Wohnpräferenzen geändert, berichten Makler und Ökonomen. Viele Menschen legten angesichts von Lockdowns und Homeoffice mehr Wert auf größere Wohnflächen oder Platz im Freien. Das Umland von großen Städten werde damit begehrter.
Kein Ende der Preisrallye in Sicht:
Die Preise für Eigentumswohnungen in den 14 größten deutschen Städten werden auch in Zukunft weiter steigen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Immowelt-Kaufpreis-Prognose. Für diese wurde für die 14 größten deutschen Städte – das sind: Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart – auf Basis einer Vielzahl von Parametern die voraussichtliche Preisentwicklung bis 2030 berechnet.
So haben sich die Preise in den Metropolen entwickelt
Das Plus in den sieben größten Städten Deutschlands fiel weniger deutlich aus. Aktuelle Daten vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) zeigen, dass die Preise für Wohnimmobilien in den Top 7 im Jahr 2020 insgesamt um 3,5 Prozent und im vierten Quartal um 4,7 Prozent stiegen, bei selbst genutzten Immobilien waren es 4,9 und 5,7 Prozent.
Die stärksten Preissteigerungen ließen sich laut vdp zuletzt in Hamburg feststellen, wo sich Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen um 6,6 Prozent beziehungsweise 8,6 Prozent verteuerten. Die geringste Preissteigerung wurde in Frankfurt gemessen. Dort verteuerte sich selbst genutztes Wohneigentum im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,1 Prozent.
Als Warnsignal dürften Investoren sehen, dass nach Beobachtung des vdp die Mieten in den Metropolregionen kaum noch anziehen. Im Vergleich zum Vorjahr mussten Mieter in den Top-7-Städten nur noch 1,7 Prozent mehr zahlen, in Berlin kam das Mietpreiswachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal vollständig zum Erliegen.
Auch an anderer Stelle müssen Investoren wohl ihre Renditeerwartungen überdenken: Die Preise für Büroimmobilien nahmen angesichts der im Vergleich zum Jahr 2019 pandemiebedingt stark gesunkenen Flächennachfrage zuletzt um nur noch 1,7 Prozent zu.
„Die Schere zwischen der Entwicklung der Wohn- und Gewerbeimmobilienpreise geht immer weiter auseinander“, sagte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. „Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, etwa der erneute Lockdown, machen Gewerbeimmobilien zusehends zu schaffen, vor allem den Objekten, die seit Monaten nicht genutzt werden können.“
Quelle: handelsblatt.com
Artikel vom 11. Februar 2021, Autorin: Kersten Leitel